05.09.2012

Start des neuen Lehrgangs für das Handwerk in der Denkmalpflege

Mit einer Sonderführung zum höchsten Stein des Berner Münsters auf rund 100 Meter über Boden ist am Mittwoch der Lehrgang Handwerk in der Denkmalpflege lanciert worden. Die Ausbildung vereint acht Fachrichtungen und eröffnet engagierten Berufsleuten aussichtsreiche Perspektiven.

Anders als bei der Arbeit für moderne Bauten, wo die grossflächige Bearbeitung und der Einsatz von Maschinen für Schnelligkeit und Präzision sorgen, sind bei historisch wertvollen Bauwerken besondere Handfertigkeiten sowie Kenntnisse im Umgang mit den traditionellen Werkzeugen und Materialien gefragt. Damit dieses Wissen erhalten bleibt und unter Berücksichtigung heutiger Vorschriften und Gewohnheiten angewendet werden kann, gibt es neu die Ausbildung zum Handwerker bzw. zur Handwerkerin in der Denkmalpflege. Angeboten werden die acht Fachrichtungen Gartenbau, Holzbau, Malerei, Mauerwerk/Verputz, Möbel/Innenausbau, Naturstein, Pflästerung/Trockenmauerwerk und Stuck. Ende August nahmen rund 50 Berufsleute den ersten Lehrgang in Angriff, gestern Mittwoch erfolgte in Bern der offizielle Start.

Grosse berufliche Chance
«Mit unserer Ausbildung haben wir in der Schweizer Bildungslandschaft für eine Innovation gesorgt», sagte Reto Kradolfer, Präsident der Trägerschaft, an der Eröffnungsfeier in der Stube der Berner Zunftgesellschaft zum Affen. «In der dreijährigen Vorbereitungszeit unter der Leitung von Emil Wettstein ist es uns gelungen, 16 Organisationen aus unterschiedlichsten Bereichen für eine gemeinsame Sache zu gewinnen. Sie unterstützen den Lehrgang, weil sie alle überzeugt sind, dass sich unseren Absolventinnen und Absolventen eine grosse berufliche Chance bietet.»

Die Ausbildung umfasst sowohl fachspezifische Module, die auf die Bedürfnisse jeder einzelnen Fachrichtung zugeschnitten sind, wie auch fachübergreifende Module. Diese Interdisziplinarität beeindruckte Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands, besonders: «Der Lehrgang ist ein mustergültiges Beispiel für die berufsübergreifende Zusammenarbeit weit über das Gewerbe hinaus. Gemeinsam lässt sich historische Bausubstanz besser gestalten und erhalten.» Für Nina Mekacher, stellvertretende Chefin der Sektion Heimatschutz und Denkmalpflege beim Bundesamt für Kultur, stand die professionelle Haltung im Vordergrund: «Die Arbeit am Denkmal bedingt viel Liebe für das Objekt. Das reine Wissen aus Lehrbüchern genügt nicht. Ich bin deshalb froh, dass uns der Lehrgang eine neue Generation von Handwerkerinnen und Handwerkern in der Denkmalpflege beschert.»

Traditionsreiche Materialien und Werkzeuge neu entdecken
Wie diese künftige Generation aussieht, zeigte sich an der Eröffnung mit zwei Lehrgangsteilnehmern. Erste Erfahrungen mit historischen Bauten sammelte der Holzbauer Gregor Eggenberger bei der Restaurierung des Dachwerks der Klingentalkirche in Basel: «Mich faszinieren die Ästhetik alter Objekte und der Einsatz natürlicher Materialen. Darüber will ich mehr erfahren.» Der Gartenbauer Hansruedi Schmutz schilderte seine Motivation für die Ausbildung am Beispiel eines Stecklingsmessers: «Dieses Messer habe ich 1984 während meiner Lehre gekauft, damals aber lediglich zweimal gebraucht. Ich hoffe, dass ich es künftig öfter einsetzen kann, denn es ist ein durchdachtes Werkzeug.»

Spektakuläre Führung auf den Turm des Berner Münsters
Den Höhepunkt der feierlichen Lancierung bildete eine Führung durch die Baustelle am Berner Münster. Der Münsterarchitekt Hermann Häberli und sein Team führten die Gäste ausserhalb des Publikumsbereichs bis zur Spitze des höchsten Kirchturms der Schweiz und begeisterten sie mit ihren faszinierenden Schilderungen zum Bauwerk und zu handwerklichen Herausforderungen der laufenden Restaurierung.

Dokumente
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Medienmitteilung als PDF

Bilder
Fotos von der Lancierung
Fotos von Handwerkerinnen und Handwerkern in der Denkmalpflege

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