27.04.2017

Pascal Jost, ein Handwerker aus Leidenschaft

Mit dem Malerberuf im Blut hat sich Pascal Jost ganz der Denkmalpflege in all ihren Facetten verschrieben. Seine Fähigkeiten weiterzuentwickeln, von anderen zu lernen und neue Techniken zu entdecken, sind wichtige Aspekte seiner beruflichen Tätigkeit. Ein Interview mit einem leidenschaftlichen Handwerker.

Sie haben gerade Ihre zweijährige Ausbildung zum Handwerker in der Denkmalpflege mit eidgenössischem Fachausweis als Zweitbester abgeschlossen. Was hat Sie dazu bewogen, diese Spezialausbildung zu machen?

Nach meiner Lehre habe ich einige Jahre im modernen Bau gearbeitet. Eines Tages besuchte ich dann einen vom Berufsbildungszentrum Colombier veranstalteten Perfektionierungskurs für dekorative Malerei (Holz- und Marmorimitation). Es war eine Art Einführungskurs, der nur fünf Tage dauerte. Aber das hat in mir etwas ausgelöst. Am Ende des Kurses beschloss ich, diesen Weg fortzusetzen. Nach meinem Studium an der höheren Schule für dekorative Malerei «Van Der Kelen» in Brüssel arbeitete ich noch mehrere Jahre an der Weiterentwicklung meiner beruflichen Kenntnisse. Eines Tages schrieb ich mich auf Anraten meiner Kollegen für die Denkmalpflege-Ausbildung ein. Heute ist mir klar, dass das die logische Fortsetzung meiner Karriere als Handwerker war.

Was hat Ihnen die Ausbildung gebracht?

In erster Linie bekam ich einen neuen Blick für alte Gebäude, für den Respekt, den sie verdienen, und für die Materialien, die man bei ihrer Renovierung verwenden muss. Allgemeiner gesagt hat diese Ausbildung bewirkt, dass ich mit noch mehr Sensibilität und Verständnis an meine Arbeit mit einem historischen Gebäude herangehe.

Darüber hinaus habe ich außerordentlich davon profitiert, andere Handwerker zu treffen. Manchmal fühlt man sich in seinem Spezialgebiet ein wenig allein. Doch in einer Klasse, in der alle von der gleichen Leidenschaft beseelt sind, ist es möglich, Erfahrungen und Meinungen auszutauschen, andere Techniken kennenzulernen… Meine Ausbildungskollegen haben meinen Horizont ungemein erweitert.

Können Sie das Thema Ihrer Abschlussarbeit kurz zusammenfassen?

Thema meiner Abschlussarbeit war die Renovierung der Fassade eines alten Gebäudes mit den Techniken, wie sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts angewendet wurden. Dazu musste ich Anstriche mit den damals verwendeten Bindemitteln und Materialien entwickeln.

Was war die grösste Herausforderung bei diesem Projekt?

Die grösste Herausforderung war die Entwicklung der Anstriche. Sie mussten die gleichen Inhaltsstoffe wie jene aufweisen, die bei der Errichtung des Gebäudes zum Einsatz gekommen waren; es durften keine modernen synthetischen Anstriche verwendet werden. Wir mussten sie also selbst mit den damals verfügbaren Mitteln produzieren. Wir stellten eine Reihe von Proben her, und durch Beobachtung gelang es mir, die richtigen Mischungen und Dosierungen für einen bestimmten Anstrich zu finden.

Hat die Ausbildung Ihren Blick auf historische Gebäude verändert?

Ja, ganz sicher. Mir ist bewusst geworden, welche Schätze die Schweiz birgt. Natürlich sieht man jeden Tag alte Gebäude, aber die Kurse, die ich besuchte, haben mich erst wirklich auf unser bauliches Erbe aufmerksam gemacht. Ausserdem habe ich aufgrund meiner verstärkten Sensibilität eine neue Herangehensweise an Gebäude im Allgemeinen entwickelt. Wenn ich vor einer sanierungsbedürftigen Wand stehe, muss ich nicht mehr stundenlang überlegen. Ich weiss genau, was ich machen muss, um sie fachgerecht zu renovieren.

Welche Zukunftspläne haben Sie nun mit dem eidgenössischen Fachausweis in der Tasche?

Ich möchte weiter mit historischen Gebäuden arbeiten. Aber vor allem hat mich die Ausbildung dazu motiviert, mich weiterzubilden und noch mehr über Denkmalpflege und Architektur zu lernen.