«Es geht darum, den wahren Wert eines Objekts zu erhalten»
Marco Böckli hat sich als Handwerker in der Denkmalpflege FA in der Fachrichtung Möbel/Innenausbau spezialisiert. Vom zusätzlichen Fachwissen profitiert er nicht nur bei Aufträgen an denkmalgeschützten Bauten. Auch bei kleineren Objekten kann er dank der Weiterbildung besser beurteilen, welche Elemente erhalten bleiben sollen.
Sie haben Ihre Ausbildung vor rund zwei Jahren abgeschlossen. An welchen denkmalpflegerischen Projekten konnten Sie seither mitarbeiten?
Bisher waren es nur zwei. Ich bin hauptsächlich Möbelrestaurator und daher nicht so aktiv in der Denkmalpflege. Eines davon waren Arbeiten in einer Villa in Uster. Dort mussten die Fenstersimse und -verkleidungen sowie die Sockel ausgebessert und retuschiert oder ganz ersetzt werden. Teilweise waren auch nur Ergänzungen notwendig. Dort, wo beispielsweise ein Elektriker früher einmal eine Steckdose angebracht hat. Vor allem diese Holzergänzungen machten die Arbeiten sehr interessant. Die Herausforderung bestand darin, in die bestehenden Flächen ein Teil wiedereinzusetzen und danach farblich anzupassen.
Was war Ihre konkrete Funktion bei diesem Projekt?
Im Grunde war ich einfach der Restaurator. Ich habe die Voruntersuchung gemacht, um welches Holz und welchen Beschichtungsaufbau es sich handelte. Da bereits zuvor restauriert worden war, gab es mehrere verschiedene verwendete Lacke. Anschliessend führte ich die Arbeiten aus.
Sie sagen, Sie waren einfach der Restaurator. Inwiefern jedoch hat sich Ihre Tätigkeit durch die Weiterbildung verändert?
Ich denke, ich gehe Projekte heute anders an als früher. Ob es sich dabei um ein denkmalgeschütztes Objekt oder um ein Möbel handelt, ist eher sekundär. Ich habe gelernt, auf noch mehr Details zu achten, und mache daher detailliertere Voruntersuchungen. Es geht darum, den wahren Wert eines Objekts zu erhalten. Wo möglich sollte es konserviert, statt nur restauriert werden.
Gibt es konkret Arbeitsschritte, die im Gegensatz zu früher heute eine andere Priorität für Sie haben?
Definitiv. Inzwischen ist ein grosser Teil meiner Arbeit auch das Dokumentieren des gesamten Prozesses, ergänzt durch Fotos. Ich erlernte mein Handwerk von meinem Vater. Durch die Weiterbildung erhielt ich einen weiteren Einblick in die Arbeit des Restaurators. Daher erstelle ich zum Beispiel auch die Offerten heute viele ausführlicher, denn ich erkenne noch mehr Details, auf die es ankommt.
Zusammengefasst, wo profitieren Sie am meisten durch die Weiterbildung?
Allgemein im täglichen Arbeitsablauf, nehme ich an. Das beginnt bei der Voruntersuchung über die Planung der Vorgehensweise bis hin zum Begleiten und Dokumentieren der Arbeiten. Ich versuche vermehrt, einen noch grösseren Anteil des Objekts zu erhalten oder die Restaurationsarbeiten möglichst schonend anzugehen. Es muss sich dabei nicht unbedingt um ein ganzes Schloss handeln. Mein neu gewonnenes Wissen hilft mir ebenso bei den Aufträgen für kleinere Restaurationen.
Wie hat das Wissen aus dem Lehrgang Ihre Zusammenarbeit mit Bauherren, Denkmalpflegern, Architekten und anderen Handwerkern verändert?
Wenn ich heute auf jemanden mit ähnlichem Hintergrundwissen treffe, so kann ich ihm auf gleicher Ebene begegnen. Dies führt meist zu sehr interessanten Gesprächen und Lösungsansätzen.
Was hat Sie zu dieser Weiterbildung motiviert?
Ich habe die Restauratorenschule in Luzern besucht. Damals gab es die Module zum fachgerechten Umgang mit denkmalgeschützten Objekten jedoch noch nicht. Die Weiterbildung habe ich gemacht, um beruflich auch in diesem Fachgebiet weiterzukommen. Ich wollte eine weitere Sichtweise kennenlernen.
Wem würden Sie die Ausbildung zum Handwerker in der Denkmalpflege weiterempfehlen?
Diejenigen, die Interesse am echten Handwerk haben und nicht nur an Neubauten arbeiten möchten, profitieren durch diese Ausbildung sicherlich. Es geht darum, den Wert der Objekte zu erhalten. Das verlangt anderes Fachwissen.
Die Koordinaten zu Marco Böckli finden Sie in unserem Verzeichnis der Inhaber/innen des eidg. Fachausweises.