«Mich haben historische Bauten schon immer fasziniert»
Christian Bauer hat sich als Handwerker in der Denkmalpflege FA auf Pflästerungen und Trockenmauerwerke spezialisiert. Im Interview erklärt er, wie die Weiterbildung seinen Umgang mit historischer Bausubstanz verändert hat.
Sie haben kürzlich am Rückbau der Pergola im Spitalpark des Unispitals Zürich mitgearbeitet. Weshalb war dieser nötig?
Im Park, in dem die Pergola zurzeit steht, wird während der Umbauarbeiten des Unispitals ein provisorischer Trakt errichtet. Daher musste die Mauer aus Tessiner Granit sorgfältig abgebaut und jeder Stein einzeln nummeriert werden. In 20 Jahren, nach dem Neubau des Unispitals, soll diese nämlich an derselben Stelle identisch wieder aufgebaut werden.
Was war Ihre konkrete Aufgabe?
Ich habe die Baustellenbegleitung und die Dokumentation der Arbeiten gemacht. Mit dem internen Planungsbüro VEB Technik AG erstellte ich die Pläne, sodass nun eine strukturierte Dokumentation für den Wiederaufbau vorliegt.
Inwiefern hat sich Ihre Tätigkeit mit dem Lehrgang zum Handwerker in der Denkmalpflege verändert?
Ich arbeitete vor dieser Weiterbildung bereits an vielen historischen Projekten mit. Meine Funktion hat sich aber insofern verändert, als dass ich jetzt bei den Projekten mehr in die Beratung und Planung einbezogen werde. Ich habe mir mehr Hintergrundwissen aneignen können. Bei den Bauherren, Denkmalpflegern usw. kann ich dadurch besser argumentieren. Zudem ist mir bewusst geworden, wie wichtig die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist.
Was hat Sie ursprünglich zu dieser Weiterbildung motiviert?
Seit zehn Jahren arbeite ich bei der Markus Enz AG. Mein Chef war mitunter im Gremium, das diese Ausbildung auf die Beine gestellt hatte. Irgendwann kam er auf mich zu und meinte, dass diese Ausbildung etwas für mich sein könnte. Mich haben historische Bauten schon immer fasziniert. Daher war ich von dieser Idee begeistert.
Würden Sie sie auch weiterempfehlen?
Ja, ich würde diese Weiterbildung allen Handwerkern empfehlen, die eine Leidenschaft für historische Bauten haben. Sie eignet sich für Berufsleute, die bereit sind, an solchen Projekten mitzuwirken, und die nicht nur ausführen, sondern auch beraten möchten. Man muss die Sache mit Herzblut angehen, aber gleichzeitig braucht es auch eine gewisse Demut und Respekt vor den historischen Objekten.
Gehen Sie heute anders an historische Objekte heran?
Auf jeden Fall. Die Ausbildung sensibilisiert einen. Zu Beginn gab es viele Momente, in denen ich nur eine Lösung für eine gewisse Arbeit sah. Der Lehrgang lehrt einen jedoch, weniger stur zu denken und stattdessen auf lange Sicht das Beste für das Objekt herauszuholen.
Was bringt die Weiterbildung mit sich?
Sie ist anspruchsvoll und zeitaufwendig. Es wird viel theoretisches Wissen vermittelt und ein gewisser Grad an kaufmännischen Fertigkeiten verlangt. Zu den späteren Aufgaben gehören schliesslich auch das Beraten, Präsentieren und Argumentieren.