Johanna Vogelsang bildete sich zur Handwerkerin in der Denkmalpflege FA mit Fachrichtung Malerei weiter. Im Interview schildert die selbständige Malerin/Dekorationsmalerin, wie sich ihre Arbeit durch den Lehrgang verändert hat.

Johanna Vogelsang, Handwerkerin in der Denkmalpflege mit Fachrichtung Malerei © Raphael Hünerfauth

Sie arbeiten bis im Oktober an einem grossen Projekt in Ennetbaden. Was ist im Vergleich zu Ihren sonstigen Projekten besonders spannend daran?

Meine Projekte sind historische Bauten, historische Techniken und Wandgestaltungen am modernen Bau. Daher sind die Aufträge und die Auseinandersetzung damit immer sehr interessant. Der Umfang der Arbeiten im grossen Saal im Hotel Schwanen ist besonders abwechslungsreich. Dies ist eine grosse Herausforderung, aber auch sehr spannend und lehrreich. Die Arbeiten in dem Saal im Neubarockstil beinhalten das Freilegen von Malereien, Retuschieren und Rekonstruieren von Ornamenten und Dekormalereien. Wobei die Rekonstruktion von Malereien mein grösstes Vergnügen ist.

Was ist Ihre Funktion bei den Restaurationsarbeiten?

Sara Ambühl meine Geschäftspartnerin, die ebenfalls die Weiterbildung machte, arbeitet mit mir und einer Restaurierungsfirma in einer Arbeitsgemeinschaft. Auf dieser Baustelle leite und koordiniere ich die Arbeiten und die Angestellten. Alle Schritte werden jedoch zusammen mit den Beteiligten (Architekt, Restauratorin, Denkmalpflege) besprochen.

Inwiefern hat sich Ihre Tätigkeit mit dem Lehrgang zur Handwerkerin in der Denkmalpflege verändert?

Meine Funktion hat sich nicht grundlegend verändert, da ich selbständig bin. Ich arbeite gleich an einem Projekt wie zuvor. Allerdings hat das neue Wissen mein Auftreten und meine Arbeitsvorgänge verändert. Ich erkenne durch die Weiterbildung neue Zusammenhänge und neue Blickwinkel für einzelne Aspekte meiner Arbeit, wie zum Beispiel die Zusammenarbeit mit den anderen Handwerkern oder die Wichtigkeit der Dokumentation der Arbeiten.

Hat das Wissen aus dem Lehrgang auch Ihre Zusammenarbeit mit Bauherren und Denkmalpflegern verändert?

Ich denke schon. Hauptsächlich habe ich an Sicherheit und Verständnis für die verschiedenen Bedürfnisse der einzelnen Parteien gewonnen. Beispielsweise auch für die ethischen Grundsätze der Denkmalpflege bin ich sensibilisierter. Mich bei jedem Projekt auf die neue Situation mit Bauherren, Denkmalpflegern usw. einzulassen, finde ich eine interessante Herausforderung.

Die Weiterbildung scheint für Sie ein grosser Gewinn zu sein. Wovon profitieren Sie am meisten?

Ja, absolut. Vor allem die neuen Verbindungen, das Netzwerk, die Freundschaften, welche ich dadurch aufbauen konnte, schätze ich sehr. Die neuen Kontakte, auf die ich für Ratschläge zurückgreifen kann, finde ich hervorragend.

Was war Ihre Motivation, diese Weiterbildung zu machen?

Erfahren habe ich davon auf einer Baustelle von einer Stuckateurin, die an einem Pilotprogramm des Lehrgangs teilgenommen hatte. Danach blieb mir diese Möglichkeit, mich beruflich weiterzubilden, im Hinterkopf. Bei einem Gespräch mit Sara Ambühl wurde die Idee dann konkreter. Ausschlaggebend war das Netzwerk, dass wir durch die Weiterbildung vergrössern können. Das animierte uns schlussendlich dazu, die Weiterbildung gemeinsam zu beginnen.

Würden Sie den Lehrgang weiterempfehlen?

Meiner Meinung nach ist die Weiterbildung für alle Handwerker sehr bereichernd, die ein Interesse an historischen Bauten und den verschiedenen Zusammenhängen haben. Allerdings würde ich sie eher denjenigen weiterempfehlen, die schon etwas Berufserfahrung auf diesem Gebiet haben. Als gelernte Baumalerin und selbständige Unternehmerin brachte ich bereits einiges an Wissen mit. Das Zusammenführen mit dem vertieften Wissen der Weiterbildung hat mich nochmals stark weitergebracht. Für Berufseinsteiger glaube ich jedoch, mag es sehr schwierig sein, ohne solches Vorwissen gewisse Zusammenhänge zu sehen und herzustellen.

Die Koordinaten zu Johanna Vogelsang finden Sie in unserem Verzeichnis der Inhaber/innen des eidg. Fachausweises.