«Für die Arbeiten an einem Altbau ist fundiertes Fachwissen wichtig»
Nach der Meisterprüfung als Maler entschied sich Sascha Dietiker für die Weiterbildung zum Handwerker in der Denkmalpflege FA mit Fachrichtung Malerei. Sein Interesse gilt historischen Fassaden, wobei ihm die Arbeiten an der Zehntenscheune in Hettlingen besonders in Erinnerung blieben.
Bei welchen Projekten konnten Sie seit Ihrer Weiterbildung mitarbeiten?
Hauptsächlich waren es Fassadenarbeiten. Zum Beispiel an der Antonius-Kapelle in Waltalingen, dem Lusthaus im Schloss Teufen oder dem Wohnhaus mit Zehntenscheune in Hettlingen. Auch bei meinem Haus sind einige Bereiche denkmalgeschützt, die ich dank der Weiterbildung fachgerecht behandeln konnte.
Welches von den drei Projekten, fanden Sie am interessantesten?
Ich denke, die Arbeiten am Wohnhaus mit Zehntenscheune. Gemäss den Denkmalschutzauflagen mussten die Fallläden an der alten Fassade nämlich matt gestrichen bleiben und die aufgemalten Muster übernommen werden. Dazu haben wir die Ölfarben eigens gemischt. Es war eines der ersten Projekte, an denen ich zu Beginn meiner Weiterbildung vor acht Jahren gearbeitet habe. Sehr spannend finde ich, dass die selbstgemischten Farben kaum an Brillanz eingebüsst haben. Die, die wir jedoch fertig eingekauft haben, sind inzwischen wieder ausgekreidet bzw. verblichen.
Was war Ihre konkrete Funktion in diesem Projekt?
Eigentlich das ganze Projekt von A bis Z zu begleiten. Das begann bei der Planung und führte über die Bestandsaufnahme, die Beschaffung der benötigten Informationen, das Erstellen des Material- und Farbkonzepts bis hin zur Ausführung. Auch der anschliessende Abschlussbericht, wie wir vorgegangen sind und was gemacht wurde, lag in meiner Verantwortung.
Inwiefern hat sich Ihre Tätigkeit durch die Weiterbildung verändert?
Grundsätzlich hat sich meine Tätigkeit nicht verändert. Ich bin seit 16 Jahren selbständig und habe dadurch die Projekte immer schon von A bis Z begleitet. Allerdings hat sich meine Denk- und Sichtweise verändert, da ich in Bezug auf die Baugeschichtlichen Hintergründe der Objekte sensibilisiert wurde.
Hat die Weiterbildung auch eine spürbare Auswirkung auf Ihre Zusammenarbeit mit Bauherren, Denkmalpflegern und anderen Handwerkern?
Ja, allerdings. Dank dem neuen Fachwissen kann ich kompetenter auftreten und erhalte somit mehr Akzeptanz von Bauherren, Denkmalpflegern usw. Das bemerke ich auch bei Kunden im nichtdenkmalpflegerischen Bereich.
Was hat Sie zu dieser Weiterbildung motiviert?
Ich habe damals unmittelbar vor der Weiterbildung die Meisterprüfung als Maler gemacht und mich dort in meiner Diplomarbeit «Zeitgemässe Auswahl mineralischer Bindemittel zur Sanierung einer Altbaufassade von 1725» mit dem Altbau beschäftigt. Der Lehrgang weckte meine Neugier, weil ich dadurch mehr Fachwissen im Bereich Altbau erlangen konnte. Ich wollte nicht nur mit Standardprodukten arbeiten, denn heutzutage wird dafür nicht mehr hochstehendes Wissen benötigt.
Würden Sie sie auch weiterempfehlen?
Für die Weiterbildung sollte man ein Interesse an der Bauphysik haben und nicht nur dem Mainstream folgen wollen. Natürlich erarbeitet man auf einem Neubau mehr Quadratmeter, doch für die Arbeiten an einem Altbau ist fundiertes Fachwissen und die Wertehaltung gegenüber dem geschichtlichen Hintergrund wichtiger als die Grösse der bearbeiteten Fläche. Wer die Motivation hat, diesem Sorge zu tragen, dem empfehle ich die Weiterbildung.
Die Koordinaten zu Sascha Dietiker finden Sie in unserem Verzeichnis der Inhaber/innen des eidg. Fachausweises.