03.08.2017

«Ich profitiere am meisten vom neuen Netzwerk»

Seit drei Jahren ist Michael Kuhn spezialisiert als Handwerker in der Denkmalpflege mit Fachrichtung Naturstein. Er bringt sein Fachwissen bei Arbeiten an schützenswerten Objekten ein. Zum Beispiel bei den Restaurierungen im zweitältesten Flarzhaus des Zürcher Oberlands.
Michael Kuhn, Handwerker in der Denkmalpflege mit Fachrichtung Naturstein © Raphael Hünerfauth

Michael Kuhn, Handwerker in der Denkmalpflege mit Fachrichtung Naturstein © Raphael Hünerfauth

Sie haben mit einer Arbeit im Kloster Einsiedeln Ihre Weiterbildung beendet. Wie ging es danach weiter?

Genau, die Arbeiten am Abteitor des Klosters gehörten teilweise zu meiner Abschlussarbeit. Nach der Weiterbildung führte ich diesen Auftrag noch zu Ende. Mein nächstes Restaurierungsprojekt war das zweitälteste Flarzhaus im Zürcher Oberland. Es war vom Bund oder Kanton nicht unter Denkmalschutz gestellt worden. Allerdings galt es auf kommunaler Ebene, also in der Gemeinde, als schützenswert. Daher war die Vorgehensweise bei der Restaurierung sehr ähnlich.

Was war beim Umbau des Flarzes besonders interessant?

Für mich war das Projekt sehr interessant, da ich viele Schritte von Anfang bis zum Schluss begleiten konnte. Angefangen damit, dass ich mit meinem Team den Rückbau machte und wir darauf achten mussten, nichts Schützenswertes zu zerstören. Das alte Reihenhaus war ursprünglich nur mit Strohmörtel isoliert. Wir versuchten diesen an den Stellen, wo es noch möglich war, zu erhalten. Geheizt wurde noch mit einem einzigen grossen Ofen in der Küche. Diesen entfernten wir. Durch den kleineren Ofen, den wir anschliessend einbauten, gewannen wir Platz. Den Feuerraum mit der Klappe für die Holzzufuhr liessen wir hingegen bestehen. Sehr spannend waren auch die Arbeiten mit den Tonplatten, die für den Boden verwendet wurden. Zu Beginn des Umbaus waren diese nur noch in der Küche vorhanden. In Frankreich haben wir passende Platten gefunden, die wir dann für den ganzen unteren Stock des Hauses verwendet haben.

Wie hat sich Ihre Tätigkeit durch die Weiterbildung verändert?

Früher war ich als angestellter Steinmetz bei einem solchen Projekt nur für den Boden zuständig. Durch die Weiterbildung lernte ich neue Zusammenhänge zu verstehen. Diese neue Sichtweise ermöglichte mir die Verbindung zu den planerischen Aspekten eines solchen Projekts. Ich hatte nun auch eine beratende Funktion. Ich war die Schnittstelle zwischen der Planung und der Ausführung. Dadurch wurde ich in alle Schritte des Projekts miteinbezogen.

Wo profitieren Sie am meisten von der Weiterbildung?

Neben dem neuen Wissen, wie ich vorgehen muss, profitiere ich am meisten vom Netzwerk, das ich aufbauen konnte. Ich lernte viele Leute aus verschiedenen Bereichen kennen. Nun kann ich mich für einen Rat mit ihnen in Verbindung setzen und erhalte aktive Unterstützung. Beispielsweise wollte die Bauherrschaft bei dem Umbau des Flarzes die Kellerwände mit eigens gemischter Farbe gestrichen haben. Ich kannte noch ein entsprechendes Rezept aus der Weiterbildung. Dank dem Netzwerk konnte ich von einem Maler jedoch noch zusätzliche Tipps einholen. Dabei sagte er mir nicht nur, dass es da etwas gäbe, sondern direkt, wo ich die Materialien am besten beschaffe.

Was hat Sie ursprünglich zu dieser Weiterbildung motiviert?

Ich schloss meine Grundausbildung zum Steinmetz zwei Jahre vor der Weiterbildung ab. Danach habe ich gearbeitet. Immer wieder sprach ich allerdings davon, gerne noch eine Weiterbildung machen zu wollen. Daher kam mein Chef auf mich zu. Da ein Steinmetz sowieso häufig an historisch wertvollen Bauten arbeitet, liegt es nahe, sich auch in diese Richtung weiterzubilden. Schlussendlich war ich auch neugierig und meldete mich für den Lehrgang an.

Wem würden Sie die Weiterbildung weiterempfehlen?

Grundsätzlich allen, die an historisch wertvollen Bauten arbeiten. Es ist eine sehr gute Möglichkeit, breit gefächertes Wissen in diesem Bereich zu erwerben.

Die Koordinaten zu Michael Kuhn finden Sie in unserem Verzeichnis der Inhaber/innen des eidg. Fachausweises.