04.01.2017

Alte Strukturen wiederentdecken

Hans Rudolf Schmutz hat sich als Handwerker in der Denkmalpflege FA mit Fachrichtung Gartenbau spezialisiert. Am meisten im Arbeitsalltag anwenden kann er seine neu erworbenen Kenntnisse über Sondierungsarbeiten. So zum Beispiel bei der Wiederherstellung eines Gartens aus dem 19. Jahrhundert.

Hans Rudolf Schmutz, Handwerker in der Denkmalpflege FA mit Fachrichtung Gartenbau © Raphael Hünerfauth

Hans Rudolf Schmutz, Handwerker in der Denkmalpflege FA mit Fachrichtung Gartenbau © Raphael Hünerfauth

 

Sie haben kürzlich die Umgebung eines Bauernhauses wieder instand gestellt. Dazu gehörte auch der Umzug der letzten Tochterpflanze einer Napoleonlinde. Wie kam es dazu?

Nachdem das Bauernhaus aus den Jahren um 1815 restauriert worden war, sollte auch die unmittelbare Umgebung wieder dem Stand von damals angepasst werden. Über die Jahrzehnte hinweg waren im Garten willkürlich Wege entstanden, gerade so, wie man den Zugang zu dieser Zeit gebraucht hatte. Mit unseren Arbeiten wurde nun der Gemüsegarten vor dem Haus wieder auf die Frontfassade ausgerichtet. Mit Hilfe von alten Fotos und einer gründlichen Sondierung konnten wir die alten Einteilungen der Beete wieder rekonstruieren. Ebenfalls zeigten die Bilder, dass damals ein Baum neben dem Haus stand. Ob es sich wirklich um eine Linde gehandelt hatte, ist nicht mit vollkommener Sicherheit zu sagen. Die Tatsache, dass zu dieser Zeit meist Linden zu Bauernhäusern gepflanzt wurden, lässt jedoch darauf schliessen.

Was war Ihre konkrete Aufgabe?

Ein Grossteil meiner Arbeit bestand aus der praktischen Umgestaltung der Umgebung. Im Entwicklungsprozess war ich erst in der Endphase für die Besprechung der letzten Entscheidungen involviert. Es gab bei diesem Projekt viele Vorgaben. Vor allem weil die ökologischen Komponenten einen hohen Stellenwert besassen. Der Besitzer des Bauernhauses, Fritz Rohen, Geschäftsführer von IP Suisse, wollte schliesslich mit der Art der Umgestaltung eine gewisse Vorbildfunktion erfüllen.

Inwiefern hat sich Ihre Tätigkeit mit dem Lehrgang zum Handwerker in der Denkmalpflege verändert?

Meine Arbeit wurde kopflastiger. Früher gehörten schriftliche Arbeiten wie Einschätzungen und Vorschläge zum weiteren Vorgehen nicht zu meinen Tätigkeiten. Heute bin ich viel stärker in den Prozess involviert. Das beginnt mit Beratungen und geht über Voruntersuchungen mit Dokumentationen bis hin zur Ausführung der Arbeiten.

Nehmen Sie jetzt nach der Weiterbildung eine Veränderung in Ihrer Zusammenarbeit mit Bauherren, Denkmalpflegern, Architekten und anderen Handwerkern wahr?

Ja, ganz klar. Ich kann mir dank dem neuen Wissen mehr Gehör verschaffen. Vor allem die Landschaftsarchitekten gehen mehr auf meine Meinung ein. Man nimmt wahr, dass da Wissen vorhanden ist, auf das auch zurückgegriffen werden kann.

Gibt es andere Bereiche, wo Sie noch von Ihrer Weiterbildung profitieren?

Ja, für mich ist vor allem das Wissen zum Sondieren eine enorme Bereicherung. Zu erkennen, was noch vorhanden ist, alte Strukturen wiederzuentdecken und alles zu dokumentieren. Aber auch in einem alten, verwachsenen Garten zu graben, in den Archiven nach Plänen oder Fotos zu suchen, interessiert mich sehr. Selbstverständlich ist die neue Art der Zusammenarbeit ebenfalls ein Benefit und die erworbenen Kenntnisse zur Geschichte der Gartenkultur und der Denkmalpflege sind sehr hilfreich. Die Sondierung fasziniert mich jedoch am meisten und dort konnte ich von der Weiterbildung auch sehr stark profitieren.

Was hat Sie ursprünglich zu dieser Weiterbildung motiviert?

Eigentlich war es ein Selbstversuch. Als der Lehrgang in Planung war, wurden verschiedene Berufsleute eingeladen um herauszufinden, wo die Weiterbildung ansetzen muss. Da ich mich immer schon für historische Gärten interessierte und auch versuchte, solche Aufträge in meiner Firma zu bekommen, wurde ich zu dieser Tagung eingeladen. Bereits damals entschloss ich mich, sofern die Weiterbildung zustande kommt, diese auch zu machen.

Wem würden Sie sie weiterempfehlen?

Jedem, der Freude an alten Gärten sowie historischen Parkanlagen hat und diese erhalten möchte. Ich denke allerdings, dass eine gewisse Berufserfahrung notwendig ist. Für jemanden ohne oder mit noch wenigen Kenntnissen, könnte es schwierig sein, dem Unterricht zu folgen. Ausserdem finde ich, dass die Person kommunikativ unterwegs sein und auch gerne vermitteln sollte, beispielsweise zwischen den Bauherren und Denkmalpflegern. Jemandem, der sich für Entwicklungsprozesse interessiert und der mit seinem Fachwissen neue Lösungen suchen möchte.

Was bringt die Weiterbildung mit sich?

Der Lehrgang ist leider in der Fachrichtung Gartenbau noch sehr theoretisch. Es wird noch wenig des Wissens direkt praktisch vermittelt. Daher muss die Teilnehmerin oder der Teilnehmer bereit sein, das Gelernte selbst auch auszuprobieren. Für sich herausfinden, wie man mit welcher Methode zum gewünschten Ziel gelangt. Durch die Weiterbildung kommt man an die richtige Fachliteratur, für das Erlernen von beispielsweise alten Arbeitstechniken ist aber zusätzliche Eigeninitiative erforderlich.

Die Koordinaten zu Hans Rudolf Schmutz finden Sie in unserem Verzeichnis der Inhaber/innen des eidg. Fachausweises.