21.11.2014

33 neue Handwerkerinnen und Handwerker in der Denkmalpflege

Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen des Lehrgangs Handwerk in der Denkmalpflege steigt. Im November durften 33 weitere Berufsleute den eidgenössischen Fachausweis Handwerker/in in der Denkmalpflege empfangen. Herzliche Gratulation. Im Verzeichnis sind die Tätigkeitsfelder und Arbeitsschwerpunkte sowie die Kontaktdaten der Fachausweisinhaber ersichtlich.

Bild: Robert Stadler

Bild: Robert Stadler

Abschluss und Neubeginn

Während die einen ihre Prüfungen ablegten, startete in Biel und in Rothenburg je eine neue Klasse in den nächsten Lehrgang. Beide Klassen sind bunt durchmischt. Der jüngste Teilnehmer ist 22 Jahre alt, der älteste 57. Das Spektrum reicht vom Lehrabgänger bis zum erfahrenen Handwerker. Die einen arbeiten seit Jahren an Altbauten und historischen Objekten, die anderen haben noch keine oder nur wenig Praxis in diesem Bereich. Allen gemeinsam ist ein grosses Interesse an Denkmälern und baulichem Kulturgut, an alten Handwerkstechniken und am Erlernen neuer Fertigkeiten. Ein Spaziergang wird der Lehrgang nicht, das ist allen Teilnehmern bewusst. Der Lehrplan ist dicht und die Anforderungen hoch. Umso wertvoller ist der Austausch zwischen den Teilnehmern und insbesondere auch zwischen den verschiedenen Fachrichtungen.

Dialog und Interdisziplinarität

Diese gegenseitige Befruchtung ist von grösster Bedeutung, wie Therese Neininger, Dozentin für die Grundmodule an der Berner Fachhochschule Biel, und Armin Schmid, Leiter Weiterbildung Luzerner Schreiner Rothenburg, bei der Begrüssung ihrer Klassen am ersten Schultag betonen. Ein Baudenkmal besteht nicht nur aus Mauerwerk, Holzverkleidungen und anzustreichenden Wänden. Für eine mustergültige Instandsetzung müssen die Handwerker verschiedener Fachrichtungen zusammenarbeiten. Nahtstellen zwischen den Handwerken zu schaffen, ist denn auch eines der Ziele des Lehrgangs. Gelegenheit dazu bietet sich nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch während den Exkursionen zu Stätten von historischem Interesse in verschiedenen Teilen der Schweiz. Die Exkursionen dienen einerseits der Vertiefung und Veranschaulichung der Theorie, andererseits der Einübung konkreter Anwendungen von Gelerntem am Objekt. Dieses Prinzip der Verschränkung von Theorie und Praxis ist grundlegend für den gesamten Lehrgang. Auch in den fachspezifischen Modulen wird stets auf ein ausgewogenes Gleichgewicht von Wissen und Können, Kopf- und Handarbeit geachtet, das im Klassenzimmer Gelernte wird auf Baustellenbesuchen überprüft und praktisch angewendet.

Konstruktives Miteinander

Gemäss Urs Fankhauser, ehemaliger Denkmalpfleger im Kanton Thurgau und HiD-Prüfungsexperte, war die Zusammenarbeit zwischen Handwerkern und Denkmalpflegern in früheren Zeiten schwierig. Ein partnerschaftliches Gespräch sei selten zustande gekommen und die Handwerker hätten oft nach eigenem Gutdünken gehandelt. Dies habe sich in den letzten Jahren stark geändert und das Bewusstsein für wertvolle Bausubstanz habe sich geschärft. Im Umgang mit Denkmälern fundiert ausgebildet Handwerker sind heute für die Denkmalpflege geschätzte Gesprächspartner. Fankhauser habe sich früher oft einen in der Denkmalpflege kompetenten Handwerker gewünscht, der ihn in Sachen Umsetzbarkeit hätte beraten können. Der Lehrgang «Handwerker/in in der Denkmalpflege» schliesst diese Lücke. Er vermittelt den Absolventen explizit das Rüstzeug, das sie in die Lage versetzt, im Dialog mit der Denkmalpflege tragfähige Lösungen zu entwickeln und zu realisieren, und auch gegenüber Architekten und Bauherren als Anwälte von gefährdetem Kulturgut aufzutreten. Damit können sie wirkungsvoll zu dessen Erhalt beitragen.

Was die Ausbildung bringt

Der Lehrgang eröffnet Perspektiven und neue berufliche Möglichkeiten. Die Absolventen sind auf dem Markt gefragte Spezialisten: Allein in der Schweiz warten rund 80‘000 historisch wertvolle Bauten auf fachkundige Pflege und Erhaltung. Neben diesen ökonomischen Mehrwert tritt für den Einzelnen die Bereicherung des Arbeitslebens, die die vermittelten Kenntnisse und Techniken ermöglichen. Und nicht zuletzt leistet jeder Handwerker, der sich für den Erhalt unseres Kulturgutes einsetzt, einen ganz konkreten Dienst an der Gesellschaft.

Herausforderungen

Keine Frage, die Ausbildung ist attraktiv. Ein paar Herausforderungen sind allerdings zu meistern. Eine ist sicherlich finanzieller Art: Der Lehrgang kostet Geld. Zwar bezahlen die meisten Kantone Subventionen und auch zahlreiche Fachverbände gewähren Beiträge. Trotzdem bleiben aber in vielen Fällen immer noch einige tausend Franken, die vom Teilnehmer selbst aufgebracht werden müssen. Im Idealfall unterstützt der Arbeitgeber die Ausbildung und übernimmt die Kosten. Jedoch fehlen in kleineren Betrieben häufig die Mittel oder das Interesse. Wo die Unterstützung durch den Arbeitgeber fehlt, hat der Teilnehmer zusätzlich zu den Schulkosten auch Erwerbseinbussen zu tragen. Auch an persönlichem Einsatz wird von den Teilnehmern viel verlangt. Der Lehrgang ist anspruchsvoll, neben praktischen Spezialtechniken muss auch viel Theorie gelernt werden. Die Dauer von zwei Jahren erfordert langfristige Planung und Durchhaltevermögen. Diese Ausbildung nimmt nur in Angriff, wer wirklich will. Der Augenschein der beiden neuen Klassen beweist es: 46 hochmotivierte, wissbegierige und engagierte Handwerkerinnen und Handwerker. Für den Lehrgang sind sie ein Qualitätssiegel erster Güte.

Erste Absolventen nach neuer Prüfungsordnung

Qualität ist auch an der Abschlussprüfung das oberste Gebot. Der Titel «Handwerker/in in der Denkmalpflege» weist seine Trägerinnen und Träger als hoch qualifizierte Fachleute aus. Vom 21. bis 23. Oktober 2014 haben 42 Absolventinnen und Absolventen des erstmalig nach der neuen Prüfungsordnung durchgeführten Lehrgangs «Handwerker/in in der Denkmalpflege» ihre Abschlussprüfungen abgelegt. In zwei Teilprüfungen wurden die Kandidatinnen und Kandidaten von jeweils zwei Experten auf ihr theoretisches und praktisches Fachwissen geprüft. Für einige Kandidaten hat es an den diesjährigen Abschlussprüfungen nicht ganz gereicht. Die erfolgreichen 33 Absolventen sind Bürgen für den hohen Wert ihres frisch erworbenen Titels. Sie können mit Recht stolz sein.