28.05.2013

Energiewende soll nicht gegen Kulturgut ausgespielt werden

Alliance Patrimoine, eine neu formierte Allianz mit 92‘000 Mitgliedern, versteht sich als Anwältin des kulturellen Erbes der Schweiz. In ihrer Medienmitteilung wehrt sie sich entschieden dagegen, dass der Schutz wichtiger Baudenkmäler und Landschaften der Schweiz unter dem Vorwand der Energiewende geschmälert werden soll.



Bern, 28. Mai 2013 – Medienmitteilung der Alliance Patrimoine

Die parlamentarische Initiative «Die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission und ihre Aufgabe als Gutachterin» ist ein Frontalangriff auf unser Kulturgut. Um Bewilligungsverfahren für Bauprojekte zu beschleunigen, soll neu in die geschützten Ortsbilder, archäologischen Fundstätten, Baudenkmäler oder Landschaften in den Bundesinventaren eingegriffen werden dürfen, wenn Interessen des Bundes, der Kantone oder «eine umfassende Interessenabwägung» höher gewichtet werden. Die Kommissionen für Umwelt, Raumplanung und Energie von National- und Ständerat haben sich mit der Überweisung der Initiative im Grundsatz für eine entsprechende Revision des Natur- und Heimatschutzgesetzes entschieden. Damit wird der Demontage des Denkmal- und Landschaftsschutzes Tür und Tor geöffnet. Alliance Patrimoine stellt sich gegen dieses Ansinnen. Adrian Schmid, Mitglied von Alliance Patrimoine und Geschäftsleiter des Schweizer Heimatschutzes, hat heute vor den Medien angekündigt, die Allianz werde das Referendum ergreifen, sollten die Kernforderungen der parlamentarischen Initiative Eingang in die Gesetzesrevision finden.

Die Initiative wird insbesondere mit der Förderung der erneuerbaren Energie begründet. Diese wird durch den Natur- und Heimatschutz keineswegs infrage gestellt. Alliance Patrimoine begrüsst die Energieziele des Bundes im Rahmen der Energiestrategie 2050 grundsätzlich. Sie wehrt sich allerdings mit Nachdruck dagegen, dass diese Ziele über die Interessen des Natur- und Heimatschutzes gestellt werden. Beides sind gleichwertige Interessen. Die Möglichkeiten für die Förderung der erneuerbaren Energie sind riesig, auch ohne dass die in den Bundesinventaren geschützten Objekte geopfert werden müssen.

Gefährliche politische Tendenz
Alliance Patrimoine hat sich heute erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. In der Allianz haben sich vier etablierte Trägerorganisationen mit total 92‘000 Mitgliedern zusammengeschlossen, um gemeinsam die Interessen des Schweizer Kulturguts wahrzunehmen: Archäologie Schweiz, die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, die Nationale Informationsstelle für Kulturgüter-Erhaltung NIKE und der Schweizer Heimatschutz. Cordula M. Kessler, diesjährige Vorsitzende von Alliance Patrimoine und Leiterin der NIKE, hat vor den Medien von einer gefährlichen Tendenz in der Politik gesprochen: «Der Grundsatz, dass das Schweizer Kulturgut für unsere Nachkommen so gut wie möglich erhalten bleiben sollte, wird von der Politik immer öfter infrage gestellt.» Peter-Andrew Schwarz, Präsident von Archäologie Schweiz, betont, Alliance Patrimoine habe ein Bündeln der Kräfte zum Ziel: «Alliance Patrimoine versteht sich als Anwältin des kulturellen Erbes der Schweiz.» Dieses Erbe sei eines der wichtigsten Fundamente unserer Gesellschaft und zentral für die kollektive Identität, ergänzt Nicole Bauermeister, Direktorin der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Es gehe konkret nicht an, beispielsweise Solarzellen auf den Dächern der Berner Altstadt zu montieren, wo es doch mehr als 1,5 Millionen Gebäude in der Schweiz gebe, auf denen Solarpanels ohne negative Folgen Platz finden könnten.

Alliance Patrimoine macht sich auch in anderen politischen Gebieten für den Schutz des Kulturgutes stark, beispielsweise im Zusammenhang mit der Raumplanung und bei der Kulturbotschaft über die strategische Ausrichtung der Kulturpolitik des Bundes.

Alliance Patrimoine: eine starke Allianz für unser Kulturgut
Unser kulturelles Erbe macht uns zu dem, was wir sind. Es prägt unsere kulturelle, gesellschaftliche und ökonomische Entwicklung. Alliance Patrimoine ist überzeugt, dass Fortschritt nur möglich ist, wenn er auf das Erbe Rücksicht nimmt. Gleichermassen gilt: Das kulturelle Erbe von morgen wird heute geschaffen. Deswegen setzt sich Alliance Patrimoine für die Zukunft unseres Kulturgutes ein. Sie vertritt diese Interessen gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit.

Alliance Patrimoine versteht sich als Anwältin des kulturellen Erbes und ist ein Zusammenschluss von vier Organisationen, die insgesamt 92‘000 Mitglieder vertreten:

Archäologie Schweiz
Die Gesellschaft Archäologie Schweiz (AS) unterstützt die archäologische Forschung in der Schweiz und will das Fachgebiet allen Interessierten näherbringen.

Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte
Die Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK) dokumentiert, erforscht und vermittelt das baugeschichtliche Kulturerbe der Schweiz und trägt zu dessen langfristiger Erhaltung bei.

Nationale Informationsstelle für Kulturgüter-Erhaltung
Die Nationale Informationsstelle für Kulturgüter-Erhaltung (NIKE) sensibilisiert die Öffentlichkeit für die Anliegen des kulturellen Erbes und vertritt die Interessen der Kulturgüter-Erhaltung gegenüber der Politik.

Schweizer Heimatschutz
Der Schweizer Heimatschutz (SHS) setzt sich dafür ein, dass Baudenkmäler aus verschiedenen Epochen vor dem Abbruch bewahrt werden. Er fördert aber auch zeitgemässe, gute Architektur bei Neubauten